Stiller Wandel

Teil 2 der Serie "Gemeinsam Zukunft bauen" von Lisa Lorenz.

(c)Pixabay

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Mein Name ist Lisa Lorenz und ich freue mich, in diesem SDG-Nachhaltigkeitsblog die Serie "Gemeinsam Zukunft bauen" gestalten zu können. Nach dem ersten Teil "Zukunftsbilder malen" (hier) begrüße ich dich hier zum zweiten von vier Teilen. Schön, dass du dir die Zeit zum Lesen nimmst!

 

Unsichtbares Wachsen?!

„Wachsen geschieht langsam und still. Und manchmal geschieht gerade dann alles, wenn wir meinen, es geschähe nichts.” Dieses Zitat ist Teil eines Gedichts von Werner Sprenger, das mich seit meiner Kindheit begleitet. Schon damals faszinierte mich die Erkenntnis, dass etwas unsichtbar wachsen kann. Heute erinnere ich mich immer dann an dieses Gedicht, wenn ich Ungeduld in mir aufsteigen spüre. Ungeduld, dass der Wandel nicht schnell genug voran geht. Dass wir zwar zusammen Zukunft bauen, sich aber nicht alle ausreichend daran beteiligen. Dass ich selbst an vielen Tagen nicht genügend dazu beitrage.

 

Wie im Kokon einer Raupe 

Wenn ich ungeduldig mit mir oder anderen werde, erinnere ich mich daran, dass die Zukunft, die wir bauen können, davon abhängt, welche Werkzeuge wir besitzen. Das ist wie ein kollektiver Werkzeugkasten, zu dem jede Person etwas anderes beiträgt. Solche Werkzeuge sind dabei nicht nur Handlungen, mit denen wir aktiv Wandel schaffen, sondern auch unsere gemeinsame Stärke und Ausdauer auf dem Weg. Dazu gehören unsere Haltungen, Werte, Gesundheit, Kommunikation, Beziehungen und unsere Verbundenheit mit uns und der Welt. Bezogen auf das Wachsen ist das wichtig, weil die Entwicklung solcher Werkzeuge meist still und langsam voran geht. Wie im Kokon einer Raupe, entwickeln sich von außen unbemerkt all jene Werkzeuge, die später zum Fliegen notwendig sind.

 

Wandel in den Köpfen und Herzen

Wir sollten Zeit und Platz für diese Form des Wachsens lassen. Für tatsächlich nachhaltige Veränderungen braucht es diesen Wandel in den Köpfen und Herzen der Menschen. Manchmal ist es dafür nötig, sich selbst ein heißes Bad, Ruhe und Fürsorge zu gönnen. Das sieht auf den ersten Blick nicht nach Wachstum aus. Vielleicht ist es ökologisch nicht sinnvoll. Es fühlt sich auch weit weniger bedeutend an, als ein Umweltprojekt zu starten oder einen Baum zu pflanzen. Aber oft geschieht gerade in diesen scheinbar unspektakulären Ruhephasen am meisten. Vor allem kann so eine kraftvolle Grundlage für tatsächliche Handlungskapazität entstehen.

 

Akzeptanz, Mitgefühl und Selbstliebe für kollektiven Werkzeugkasten

Unterstützen können wir diese Art des Wachstums mit Akzeptanz, Mitgefühl und Selbstliebe – Qualitäten, die dringend notwendig sind, um unseren kollektiven Werkzeugkasten nachhaltig zu befüllen. Wenn wir also das nächste Mal ungeduldig auf die zu langsamen Entwicklungen blicken, enttäuscht sind mit uns oder anderen, können wir uns daran erinnern, dass wir alle ständig im Wachsen sind. Und dass die Art und Weise, wie wir dieses Wachsen begleiten – ungeduldig und ärgerlich oder liebevoll und mit Mitgefühl – einen großen Unterschied für die Möglichkeiten des Wandels macht.

 

Teil 2 der Serie "Gemeinsam Zukunft bauen" von Lisa Lorenz.

Zur Person: Die Frage, wie sich Menschsein mit Umweltschutz vereinen lässt, beschäftigt Lisa Lorenz seit ihrer Kindheit. In ihrem Studium der Geographie und Umweltwissenschaften sowie in ihrer Arbeit im Umweltberatungs- und Bildungsbereich fand sie darauf bereits viele Antworten. Seit Herbst 2020 studiert sie außerdem berufsbegleitend Umweltpädagogik, um auch in Zukunft mit anderen Menschen zu erforschen, wie ein gutes Leben auf einem gesunden Planeten aussehen kann.