Zukunftsbilder malen

Teil 1 der Serie "Gemeinsam Zukunft bauen" von Lisa Lorenz.

(c)Christian Lorenz

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Mein Name ist Lisa Lorenz und ich freue mich, in diesem SDG-Nachhaltigkeitsblog die Serie "Gemeinsam Zukunft bauen" gestalten zu können. Das ist der erste von vier Teilen. Schön, dass du dir die Zeit zum Lesen nimmst!

 

Vom Bild des Deiches im Hochwasserschutz 

In meinem ersten Entwurf für diesen Artikel schrieb ich über die Kosten einer unsicheren Zukunft. Es ging darum, dass im Risikomanagement höhere Unsicherheiten und nicht tolerierbare Schäden dazu führen, dass man verstärkt in Vorsorgemaßnahmen investieren muss. Gerade im Fall komplexer Herausforderungen wie Klimawandel und fortschreitender Umweltzerstörung (oder einer Pandemie) ist das wichtig. Um das bildhaft darzustellen, wählte ich das Beispiel eines Deichs im Hochwasserschutz und beendete den Artikel mit der Einladung, gemeinsam einen besonders hohen Deich zu bauen. Die Reaktionen auf diesen Entwurf waren gemischt: jede*r verband etwas völlig anderes mit dem Bild eines Deiches. Eine Person empfand die Metapher als starkes Symbol für Sicherheit. Eine andere assoziierte den Deich mit Mauern, Grenzen und Spaltung. Und eine fachliche Stimme mahnte, dass bauliche Maßnahmen im Hochwasserschutz recht eindimensional gedacht seien – stattdessen bräuchte es verschiedenste kreative Lösungen.

 

Warum schreibe ich hier davon? Weil es wichtig ist, welche Bilder wir von unserer Zukunft malen!

 

Bilder können sowohl Ohnmacht als auch Kraft wecken

Wenn wir es nicht schaffen, inspirierende Zukunftsbilder zu entwerfen, erscheint uns Zukunft als neblig-grau. Schnell übernehmen dann Bilder von zukünftigen Katastrophen die Führung. So löste das Bild der vier Katastrophen-Wellen (hier), das sich im Rahmen der Covid-19-Pandemie auf Twitter verbreitete, ein starkes Gefühl der Beklemmung in mir aus. Solche Bilder sind manchmal wichtig, um auf die Dringlichkeit einer Gefahr hinzuweisen. Hilfreich, um gemeinsam Zukunft zu bauen, sind sie nicht. Bilder können in uns sowohl Ohnmacht als auch Kraft wecken. Sie können motivieren oder demotivieren. Deswegen reicht es nicht, nur Katastrophengemälde zu malen, stattdessen brauchen wir vor allem lebendige Visionen und blühende Metaphern für unsere Zukunft.

 

Vom Bild der Auenlandschaft

Das gilt auch für den Deich: Es stimmt, dass das Bild eines Deiches letztlich zu kurz greift, um gutes Risikomanagement darzustellen. Denn je mehr Unsicherheiten es gibt, desto facettenreicher müssen die Vorkehrungen sein. Dafür reicht ein höherer Deich allein nicht aus. Es braucht zudem Revitalisierungen von Flüssen, Rückhalteflächen, gute Böden, schwimmende Häuser und vieles mehr. Solch vielfältige Lösungen scheinen zwar zunächst komplizierter und aufwändiger, sie lohnen sich aber meist mehrfach, denn sie haben oft positive Nebeneffekte: So hilft eine Auenlandschaft negative Auswirkungen von Hochwasser zu verringern. Vor allem aber bieten Auen einen wertvollen Raum für Leben und Erholung. Damit ist das vielleicht ein passenderes Bild für den Umgang mit komplexen Herausforderungen. Denn wenn es beispielsweise um Klimaschutz geht, ist das ganz ähnlich: Möglichst vielfältige Vorsorgemaßnahmen mindern nicht nur Risiken des Klimawandels, sondern schaffen gleichzeitig lebenswerte Städte, grüne Landschaften und schenken uns Luft zum Atmen.

 

Teil 1 der Serie "Gemeinsam Zukunft bauen" von Lisa Lorenz.

Zur Person: Die Frage, wie sich Menschsein mit Umweltschutz vereinen lässt, beschäftigt Lisa Lorenz seit ihrer Kindheit. In ihrem Studium der Geographie und Umweltwissenschaften sowie in ihrer Arbeit im Umweltberatungs- und Bildungsbereich fand sie darauf bereits viele Antworten. Seit Herbst 2020 studiert sie außerdem berufsbegleitend Umweltpädagogik, um auch in Zukunft mit anderen Menschen zu erforschen, wie ein gutes Leben auf einem gesunden Planeten aussehen kann.