Rasend schnelle Modeindustrie…

Was Fashion mit den SDGs zu tun hat?

©Artem Beliaikin von Pexels

 

Samstag. Die Uhr zeigt 10 in der Wiener Mariahilfer Straße. In den Straßen und Geschäften wimmelt es von Menschen – inmitten der Coronavirus-Pandemie. „Mit Karte bitte“ und „Sind dann 9,99€“ ist an der Kassa eines hippen Shop zu hören. Auf den Schildern der Modegeschäfte können wir „SALE -70%“ und „3 T-Shirts zum Preis von 2 €“ lesen. KonsumentInnen werden rasend schnell überflutet mit Informationen, Marketingkampagnen und Preisschildern. Genauso schnell funktioniert auch die heutige Modeindustrie. Trends kommen und werden ein Monat später vom nächsten Hype abgelöst. Wie ein Staffellauf folgt eine neue Kollektion der nächsten. Der eine Sale geht, der nächste wartet schon. Klingt aus KonsumentInnensicht großartig – ständig neue Auswahl und günstige Preise, die es möglich machen dem Trend zu folgen und sich das ein oder andere Mal nach einem abgeschlossenen Projekt zu belohnen.

 

Der soziale und ökologische Preis der Fast Fashion

Diese Schnelllebigkeit hat jedoch einen gewaltigen Preis, der sich nicht auf den mit Plastikschnüren befestigten Schildern der neuen Jeans widerspiegelt. Wenn wir die Hose für 15 € im Geschäft in den Händen halten, dann hat die schon eine lange Reise hinter sich. Angefangen am Baumwollfeld, wo tendenziell schlecht bezahlte und ungeschützte ArbeiterInnen die Pestizide verteilen, bis hin zum Färben und Bleichen der Jeans mit giftigen Chemikalien. Von unsicheren Nähfabriken und immensem Wasserverbrauch und Verschmutzung bei der Stoff-Herstellung, bis zum CO2-intensiven Transport. So viele Hände halten diese Jeans und arbeiten an den Einzelteilen. So viele Ressourcen und Energie werden hineingesteckt – bis wir im Wiener Geschäft am Samstag um 10 Uhr sagen „Naja, für 15 € ist es in Ordnung, dass sie nicht ganz perfekt passt“ - dafür, dass wir sie drei Monate später dann doch wieder wegschmeißen. ÖsterreicherInnen werfen jährlich rund 7kg Kleidung weg, davon wird nur ca. 1% recycelt. All das hat nicht nur negative Folgen auf natürliche Ressourcen wie Flüsse oder die Luft, sondern auch Effekte auf die Klimakrise. Die globale Modeindustrie ist für ca. 10% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Es sind aber auch die schlechten Arbeitsbedingungen derjenigen Personen (vor allem Mädchen und Frauen), die in menschenunwürdigen Zuständen unter großem Druck für Nachschub sorgen müssen.

 

Es geht aber auch anders: Fair Fashion

So viele erfolgreiche Modelabels zeigen bereits, dass nachhaltig gleichzeitig schön sein kann. Das Fair Fashion genauso fesch und hip. Qualität geht über Quantität. Wo wir als KonsumentInnen bewusster kaufen, tauschen und wiederverwenden können, so müssen hier vor allem die Konzerne und die Politik drastische Veränderungen vornehmen, um die schnelllebige Modeindustrie mit ihren Schäden auf Menschen und Umwelt endlich zu bremsen. Es braucht eine #fashionrevolution auf allen Ebenen – ganz leicht angefangen im eigenen Kleiderschrank.

 

Konnex zu den SDGs (Auswahl): SDG 5 Geschlechtergleichstellung (Unterziel 5.1 Alle Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen überall auf der Welt beenden), SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit“ (Unterziel 8.4 Bis 2030 die weltweite Ressourceneffizienz in Konsum und Produktion Schritt für Schritt verbessern und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung anstreben + Unterziel 8.7 Sofortige und wirksame Maßnahmen ergreifen, um Zwangsarbeit abzuschaffen, moderne Sklaverei und Menschenhandel zu beenden), SDG 12 „Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster (Unterziel 12.4 Bis 2020 einen umweltverträglichen Umgang mit Chemikalien und allen Abfällen während ihres gesamten Lebenszyklus in Übereinstimmung mit den vereinbarten internationalen Rahmenregelungen erreichen und ihre Freisetzung in Luft, Wasser und Boden erheblich verringern, um ihre nachteiligen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt auf ein Mindestmaß zu beschränken + Unterziel 12.6 Die Unternehmen, insbesondere große und transnationale Unternehmen, dazu ermutigen, nachhaltige Verfahren einzuführen und in ihre Berichterstattung Nachhaltigkeitsinformationen aufzunehmen ), SDG 17 (Unterziel  17.14 Die Politikkohärenz zugunsten nachhaltiger Entwicklung verbessern).