Hallo beim 3. Wiener SDG-Spaziergang! 

Heute streifen wir durch Wien-Ottakring. Vom Johann-Nepomuk-Berger-Platz gehen wir zum Yppenplatz. Dabei widmen wir uns den SDGs 9 bis 12 (SDG 9: Infrastruktur | SDG 10: Soziale Ungleichheiten beseitigen | SDG 11: Nachhaltige, resiliente Städte und Gemeinschaften | SDG 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion).

 

In Ottakring...

Ich bin aufgewärmt und zum Spazierengehen bereit. Du auch? Nach dem 1. (hier) und 2. (hier) SDG-Stadtpaziergängen gehe ich jetzt durch Ottakring. Willkommen in der Heimat einer legendären Wiener Brauerei und insgesamt rund 102.000 Menschen, die hier im Bezirk wohnen. Die Stadt Wien beschreibt diesen Stadtteil wie folgt: "Der ehemalige Arbeiterbezirk Ottakring ist durch Gegensätze gekennzeichnet: Im Osten finden sich dicht besiedelte, im Westen eher bürgerliche Wohngegenden am Fuße des Wilhelminenbergs. Der Brunnenmarkt im Yppenviertel ist der längste Straßenmarkt der Stadt". Spannend. Los geht's! 

 

 

Ich starte alkoholfrei. 

Ottakring. Da denkt du vielleicht zuerst mal an Bier. Weit gefehlt! Obwohl die Brauerei im Herzen des Bezirks schon ein echter Blickfang ist. Mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie ist das Unternehmen auch ganz im Sinne der SDGs unterwegs. Dennoch möchte ich diesen SDG-Stadtspaziergang alkoholfrei starten.

 

Hängematte, Parkbank mit Tisch und Sonnenenergie. 

Vom Zentrum der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert zur Hochburg der Innovation. Der 16. Bezirk ist definitiv ein Ort, geprägt von großem Fortschritt und Einfallsreichtum  verbunden mit enormer Kreativität. So geht SDG! Ich befinde mich am Johann-Nepomuk-Berger-Platz und bin erstaunt über eine Parkbank. Diese Parkbank plus Tisch hat ein integriertes Panel und Steckdosen. Sonnenenergie wird genutzt. Das ist ja cool. Und praktisch. Ein Outdoor-Arbeitsplatz für Laptpop und Smartphone wird so möglich. Und auch eine Lernsession im Park geht ab sofort easy. Auch die Hängematten und der Tischtennistisch laden zum Verweilen ein. Ich gehe die Feßtgasse rauf und komme zur Thaliastraße, die kürzlich aufwendig neu gestaltet wurde. Breitere Gehsteige, unzählige Sitzgelegenheiten, niedrige Randsteine, Wasserspiele und mehr Grün. Nur auf den Fahrradstreifen hat man offenbar leider vergessen. Mhh, schade eigentlich in einer modernen Stadt, die sich die Klimaneutralität vorknüpft. 

 

Soziale Leuchtturme im Bezirk. 

Die parallel liegende Hasnerstraße ist zwar eine Radstraße, aber so richtig „fair“ ist das trotzdem nicht. Oder doch? Fair. Ein gutes Stichwort. Das SDG 10 "Weniger Ungleichheiten“ knüpft hier an. Ein echt harter Brocken. Punkto Infrastruktur ist die Hasnerstraße ein gutes Beispiel für faire Straßennuztung: Hier ist für Fahrräder, Autos und Fußgänger alle was dabei. Im Sommer sogar eine der Grätzloasen mit Wasserspiel. Ich komm auch beim Mädchenzentrum *peppa der Caritas vorbei und weiß, dass es nicht unweit Sozialmärkte gibt. Und es gibt in der Nähe ein Lebensmittel-rettendes und -verteilendes EcoUfo von Robin Hood – ähm Robin Food. Ich steh also bei der Ampel und warte bis es grün wird. Da fällt mir auf, dass es eine der schönen Ampelpärchen-Anzeigen ist. Moderne und zeitgemäße Botschaft. Liebe ist Liebe und kennt keine Grenzen! Ein reizendes Kunstprojekt im öffentlichen Raum.

 

Eine Garage für gutes Stadtklima. Was soll denn das? 

Letztens hat mir eine Freundin von einem Parkgaragenprojekt erzählt. Die Garage Grande. Da will ich jetzt kurz vorbeischauen. Also quasi wieder runter in die Richtung, wo ich gerade hergekommen bin. Auf in die Deinhardsteingasse! Oh wow, jetzt bin ich gespannt. „3 Jahre, 4 Stockwerke, 50 000 Bienen“ und das alles, um gemeinsam Ideen für ein gutes Stadtklima von morgen zu sammeln und auszuprobieren. Die Fassade allein schon ist ein Kunstwerk. Die Blicke rein in die Garage machen Lust auf mehr. Ich kann mir gut vorstellen, wie hier in ein paar Wochen im Frühling 2022 die Knospen aufgehen, Blüten duften und im Sommer die Bienen summen. Das klingt mir alles schon sehr nach Aspekten des SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinschaften“.

 

Wertvolle Ressourcen und Kompost.

Über die Abelegasse gelange ich zu einem Gemeinschaftsgarten. Eigenes Gemüse anbauen, wieder mehr mit der Natur in Berührung kommen, lernen, was es alles wertzuschätzen gibt. Nachhaltigkeit fängt an, wo Leben beginnt. Vorbei gehe ich jetzt an den Recycling-Containern. Nachhaltigkeit hängt natürlich auch stark mit Ressourcennutzung zusammen und wo, wenn nicht bei wiederverwertbarem „Müll“ anfangen. Müll als wertvolle Ressource betrachten. Kreislaufwirtschaft. Da gibt es so viele Chancen und Möglichkeiten. Was ich wirklich großartig finde, ist ja die gratis Komposterde, die man sich an vielen Wiener Mistplätzen selbst schaufeln darf: Von der Biotonne in die Lobau, ab in die mit der BOKU kreierten Kompostieranlage und zack hohl ich sie mir wieder für meine Pflanzen. Da lohnt es sich halt, den extra Weg zur Biotonne zu machen. Ein extra Weg lohnt sich auch zum Tandler der MA 48. Hier wird verkauft, was auf den Wiener Mistplätzen vor der unnötigen Entsorgung gerettet wird.

 

Innovative Tauschbörse für BuchliebhaberInnen.

Next Stop: Haberlgasse, Ecke Gaullachergasse. Da treffe ich ein schönes Beispiel, das mir zeigt, wie man aus antiquierter Infrastruktur etwas neues, nachhaltiges gestaltet. Und das ganz ohne viel Aufwand. Vor mir steht eine umfunktionierte Telefonzelle. Sie erstrahlt als freizugänglicher Bücherkasten. Das nenne ich mal eine innovative Tauschbörse für alle BuchliebhaberInnen. Wiederverwenden, teilen, Straße erlebbar machen und zu Begegnungszonen umgestalten. Wenn die Leute ins Reden kommen, kann so einiges entstehen. Solche Augenblicke bringen Freude in mein Leben und machen mir richtig Spaß. Warum kann Nachhaltigkeit nicht öfters so positiv spürbar sein? Machen wir Nachhaltigkeit fesch. Also im Sinne von einem feschen Thema, meine ich. Als fesches Thema, über das gerne alle Menschen sprechen und dementsprechend handeln möchten. So ganz selbstverständlich eben.

 

Ein Markt als Ort der Begegnung. 

Ein wahrer Ort der Begegnung ist auch der Yppenplatz. Ob Jung oder Alt, Tischtennis oder Basketball, Falafel oder Schnitzel, Melange oder Chai, Graffiti oder Straßenkreide. Alle miteinander - alle füreinander?! „Frisches Obst, frisches Gemüse!“, hör ich es schon bevor ich noch überhaupt aufs eigentliche Marktgelände komme. Neben dem Brunnenmarkt, auf dem sowieso immer Trubel herrscht, gibt es ja samstags noch zusätzlich den Bauernmarkt, der dann den Yppenplatz von allen Seiten umgibt. Dazu passt wunderbar das SDG 12 „Nachhalitge/r Konsum und Produktion“. Hier am Markt finde ich wirklich alles, was ich brauche. Frisch, portioniert und mit wenig Verpackung. Genauso bunt wie bei den 17 SDGs geht es auch hier zu. Aber ob wirklich alles so rosig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint? Manchmal habe ich meine Zweifel. Zwar werden Märkte immer als nachhaltige Einkaufsalternative angepriesen. Da ist sicherlich etwas dran. Aber blind sollte man dem sicherlich nicht vertrauen. Hast du schon mal genauer hingeschaut? Regional, saisonal, biologisch, verpackungsfrei? Nicht immer der Fall. Auch hier gibt es Aufklärungsarbeit zu leisten, um Handlungen folgen zu lassen - ganz nach dem Motto "reduce, reuse, recycle". 

 

Zum Ende? Ein Tischtennis-Match!

Zusammenfassend vereint dieser Platz - also der Yppenplatz in Ottakring - eigentlich alles, was mir bei meinem heutigen SDG-Stadtspaziergang so untergekommen ist. Er verdeutlicht mir somit auch, wie verwoben und wechselwirkend die einzelnen SDGs miteinander sind. Und mir wird klar, wie kompatibel und zugleich komplex sie sind. Es gibt keine einfachen Lösungen. Schon gar nicht, wenn es um Veränderung von gewohnten Denk- und Handlungsmuster geht. Ich bin überzeugt davon, dass nachhaltige Entwicklung uns als Gesellschaft einiges abverlangt. Nicht zu letzt braucht es alle Gesellschaftsbereiche dafür. Verwantwortungsvolle Entscheidungen mit Blick auf die nächsten Generationen sind notwendig, damit ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte in Balance gebracht werden können. Zu guter Letzt schleuse ich mich jetzt bei einem Tischtennis-Match ein. Wünsche mir Glück. Vielleicht gewinne ich ja. Danke fürs Dabeisein und gedankliche Mitgehen. Ich freue mich, wenn du beim 4. Wiener SDG-Stadtspaziergang (hier) dabei bist. Auf bald! 

 

Hinweis: Die Serie "Wiener SDG-Stadtspaziergänge" ist eine Aktion des Instituts für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) für den SDG-Nachhaltigkeitsblog www.zukunftsrezepte.at. In vier Stadtspaziergängen zeigt dir das IUFE-Team die verschiedenen SDGs in Österreichs Hauptstadt. Welche Themen, Gedanken und Handlungsmöglichkeiten in Wien im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu erkennen sind, kannst du nachlesen: