Zukunftskarawane (Teil 1): SDGs in ländlichen Gemeinden Österreichs

Elisabeth Salletmaier und Ina Ivanceanu von OIKODROM über die SDGs und ihre Verbindung zu ländlichen Gemeinden in Österreich.

 

Schöne Grüße aus der Zukunft!

Nachhaltigkeit als ein offenes Projekt, das uns berührt und verändert: In sechs Dörfern und Kleinstädten in Niederösterreich und der Steiermark können BewohnerInnen diesen Ansatz jetzt ausprobieren. Unbedachtes, noch nicht Gesehenes oder Un-Erhörtes zu den SDGs wird dabei auch mit künstlerischen Mitteln erforscht. Dahinter steht das Projekt Zukunftskarawane und ein interdisziplinärer Arbeitsprozess, an dem drei Universitäten und 21 Studierende beteiligt waren. Wie kann ein gutes Leben für alle aussehen? Anfang Mai 2019 zieht die Zukunftskarawane mit dieser Frage im Gepäck von der Theorie in Richtung Wirklichkeit los.

 

Lokale Ressourcen erkennen:

 

Von Streuobst in Pöllau…

Die erste Haltestelle ist Pöllau bei Hartberg, im Projektfokus steht Streuobst als wertvolle Ressource. Das fällt in dieser steirischen Gemeinde in beträchtlichen Mengen an, wird jedoch wenig genutzt. Dabei ist gerade Streuobst ein wichtiges Bindeglied zwischen Klimaschutz und Landwirtschaft. Egal in welcher Form – ob Streuobstwiesen, Obstbäume in Weingärten, auf Ackerflächen oder am Straßenrand, oder markante Einzelbäume: diese Art des Anbaus ermöglicht einen vielfältigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere, verzichtet auf chemischen Dünger, und durch kurze Transportwege können die Früchte am Baum reifen. Neben der Sortenvielfalt liegt der Wert des Streuobstbaues auch in seinem Beitrag zu einer regionalen Identität. Und die Bäume können als Erwerbsstandbein und Basis der Eigenversorgung dienen. Eine rundum spannende Sache – deshalb ruft die Zukunftskarawane gemeinsam mit dem Naturpark Pöllauer Tal am 4. Mai den Streuobsttag ins Dorf-Leben, unter anderem mit einer Stoffdruck-Aktion für alle Interessierten.  

 

…bis Sonne in Lieboch  

Dass Nachhaltigkeit in der südsteirischen Marktgemeinde Lieboch schon lange kein Fremdwort mehr ist, zeigt sich unter anderem jedes Jahr am von der UNO initiierten „Tag der Sonne“. Den nutzen lokale Initiativen schon seit zehn Jahren dazu, um den BewohnerInnen umweltfreundliche und fair- oder selbst produzierte Angebote nahe zu bringen. Weltweit werden rund um diesen Tag besondere Feste und Veranstaltungen gefeiert. Der Hintergedanke: Viele wichtige Prozesse auf der Erdoberfläche, wie das Klima und das Leben selbst, werden durch die Strahlungsenergie der Sonne ermöglicht. So stammen etwa 99,98 % des gesamten Energiebeitrags zum Erdklima von der Sonne. Das wiederum greift heuer die spanische Künstlerin Irene Lucas für die Zukunftskarawane auf und baut mit den BewohnerInnen von Lieboch am 5. Mai einen Solarkocher aus Recyclingmaterial. Das Prinzip dazu heißt “Do it together” statt „Do it yourself“ – jede und jeder kann eigenes Wissen einbringen, bei jedem Workshop entstehen wieder neue Ideen. Und wer weiß: vielleicht kommt am Ende ein sonnenbetriebener Dörr-Ofen für das Streuobst aus Pöllau dabei heraus.

 

Projekt Zukunftskarawane

Die Zukunftskarawane ist ein Projekt von Oikodrom und wird von der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) und der Landesregierung Niederösterreich/Abteilung Kunst und Kultur gefördert. Partner: Universität Wien/Institut für Internationale Entwicklung; Universität für angewandte Kunst Wien; Universität für Bodenkultur Wien/ Institut für soziale Ökologie; Biorama – Magazin für nachhaltigen Lebensstil; Klimabündnis Niederösterreich; Regionalentwicklungsagentur Oststeirisches Kernland; Naturpark Pöllauer Tal; Jugenzentrum Aquarium der Stadtgemeinde Fischamend. Details: www.oikodrom.org/zukunftskarawane. Kontakt: katharina.tiran@oikodrom.org

 

Personenbeschreibung: Ina Ivanceanu studierte African Studies und Gender Studies an der Universität Wien und Leiden (NL). Sie ist erfahrene Projektkoordinatorin in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Kultur und seit 1999 als freie Journalistin und Filmemacherin tätig. Sie interessiert sich vor allem dafür, wissenschaftliche Inhalte über Filme und innovative Methoden einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Zukunftskarawane unterstützt sie vor allem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Elisabeth Salletmaier studiert im Master Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. In ihrer Masterarbeit befasst sie sich mit ländlichen Räumen und Gender. Derzeit absolviert sie ein Praktikum bei Oikodrom und unterstützt das Projekt Zukunftskarawane.