Wirfst Du noch weg oder bist Du schon ein Urban Miner?

Unternehmerin und Bloggerin Brigitte Kranner über Ressourcenschutz und Urban Mining.

Quelle: Hilite-Bikes

Wirfst Du noch weg oder bist Du schon ein Urban Miner?

Was für eine Frage! Selbstverständlich ist jeder von uns ein Urban Miner, gewollt oder ungewollt, überlegt oder unüberlegt.

 

Die einen bauen Häuser und legen Rohstofflager für zukünftige Generationen an, die anderen versuchen durch Reparaturen Rohstoffe länger im Kreislauf zu belassen. Viele werfen Altpapier, Altglas und Kunststoffflaschen in den richtigen Recyclingbehälter und andere wiederum versuchen durch Konsumverzicht Ressourcen zu schonen.


So wie man nicht Nicht-Kommunizieren kann, kann man auch nicht Nicht-Urban-Miner-Sein.


Was aber versteht man nun unter Urban Mining? Wie sieht der Unterschied zwischen Urban Mining und Recycling aus? Und was kann jeder einzelne von uns dazu beitragen?

Die wahren Abenteuer beginnen bekanntlich im Kopf. So auch Urban Mining. Es verlangt von uns eine andere Sichtweise, einen Paradigmenwechsel, der vom Abfall wegführt hin zum Rohstoff. Vieles, das wir heute wegwerfen, beinhaltet wertvolle Rohstoffe, die es wieder zu nutzen gilt. Wir müssen also beginnen, Dinge in unserem Umfeld anders zu bewerten. Und das braucht Zeit.


Schauen wir uns das doch das Beispiel eines hippen Bikes aus Titan genauer an!

Für gewöhnlich verbinden wir damit geringes Gewicht, edle Formgebung, Stabilität, umweltbewusste Haltung des Radlers und einen hohen Preis.

Kaum jemand wird sich dabei überlegen, woher das Titan kommt und wie viel Energie und Arbeit bereits investiert wurden bis der Fahrradrahmen seine jetzige Form hat. Titan kommt in der Erdkruste nicht in reiner metallischer Form vor, sondern in verschiedenen Verbindungen mit Sauerstoff und sein Vorkommen liegt vor allem außerhalb Europas. Das Metall aus dem Erz zu gewinnen ist extrem aufwendig und teuer. Einen Fahrradrahmen aus 100 Prozent Titan in der Hand zu halten, bedeutet einen wahren Rohstoffschatz. So denken Urban Miner.

Jedes Fahrrad braucht ab und zu ein Service oder eine Reparatur. Ist doch selbstverständlich. Bei so einer teuren Anschaffung, will man das Rad doch noch viele Jahre nutzen. So behandeln Urban Miner Ihre Geräte.

Nach – hoffentlich – vielen, vielen Jahren kommt doch der Zeitpunkt, an dem das Fahrrad das Zeitliche segnet und man es schweren Herzens wegwerfen muss. Es lässt sich leicht in seine Einzelteile zerlegen: Kette raus, Sattel weg, zurückbleibt das Gestell aus Titan. Das Rad zeichnet sich durch sein Smart Design aus: Am Ende des Lebenszyklus lässt es sich problemlos in seine Bestandteile zerlegen und diese können wiederverwendet oder wiederverwertet werden. So agieren Urban Miner.

Und dann kommt der letzte Akt für das teure Stück. Den Sattel behält man sich für das nächste Rad. Ein erprobter Sattel ist nämlich Gold wert. Die Teile aus Titan und die aus Stahl werden sortenrein beim Altmetallhändler verkauft, damit sie in den (Sekundär)Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden. So leben Urban Miner.

 

Wer Urban Mining versteht, weiß, dass wir von Rohstoffen in Gebäuden, Geräten und Fahrzeugen umgeben sind: Die Stadt ist das Bergwerk. Die Stadt ist die Rohstoffmine. Diese Rohstoffe wurden mit viel Aufwand gewonnen und verarbeitet. Es wäre unverantwortlich sie  als Abfälle ungenutzt zu entsorgen.

Recycling ist eine Säule des Urban Minings, genauso wie Smart Design oder neue Methoden der Aufzeichnung und Auffindung von Rohstoffen in der Stadt.

Bewusst zu konsumieren, ist schlussendlich ein wichtiger Beitrag zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit endlichen Ressourcen, der uns alle betrifft.

 

Zur Person: Mag. Brigitte Kranner ist Herausgeberin des Blogs Urban Mining (www.urbanmining.at), der das Bewusstsein für Urban Mining schärft. Die vor wenigen Wochen mit dem internationalen Urban Mining-Award ausgezeichnete Plattform berichtet über neueste aktuelle Forschungen, praktische Anwendungsgebiete und setzt sich intensiv mit Themen von Re-use, Recycling und Upcycling auseinander. Daneben leitet Brigitte Kranner gemeinsam mit Felix Kranner das Familienunternehmen Altmetalle Kranner (www.altmetall.at) an drei Standorten in Wien und Stetten/Niederösterreich.

 

Konnex zu den SDGs: Ziel 12 "Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen".