TREEDAY: Herzschrittmacher der Grünen Ökonomie

Wissenschafter und TREEDAY-Teammitglied Michael Gizicki-Neundlinger über verantwortungsvollen Konsum und betriebliche Nachhaltigkeitskriterien.

 

Liebe Leute, 

in den UN Sustainable Development Goals – dem Leitmotiv des Blogs "zukunftsrezepte" – lassen sich schnell einige Ziele finden, die wir mit unserer Plattform für Grünen Konsum – TREEDAY.net – verfolgen.

 

So lautet das zwölfte Ziel: verantwortungsvoller Konsum und Produktion

Hier soll es unter anderem darum gehen, Lebensmittelabfälle in Vertrieb, Einzelhandel und auf Ebene der Haushalte weltweit zu halbieren. Weiters soll Bewusstsein für den Kauf regionaler Produkte geschaffen werden. Und – ganz allgemein formuliert – sollten wir ein wesentlich nachhaltigeres Management unserer endlichen Ressourcen auf die Beine stellen. Für die Umsetzung dieser ehrgeizigen Ziele bedarf es einiger komplizierter, zum Teil konkurrierender Entscheidungen. Wie lässt sich „nachhaltiger“ Konsum überhaupt organisieren?

 

Schnell gerät man hier in Grundsatzdiskussionen

Was ist nachhaltiger? Die Bio-Tomate aus Spanien, die mit voll bepackten CO2-Rucksack nach Wien transportiert wird? Oder die konventionelle Tomate aus dem Glashaus im Wiener Umland? Und was ist mit dem T-Shirt aus ökologisch verträglicher Bio-Baumwolle, das aber von unterbezahlten Näher*innen in Bangladesch produziert wurde?

 

Mit diesen komplexen Zusammenhängen sind die Konsument*innen – zurecht – oft überfordert.

Dazu kommt der schiere Wildwuchs an Zertifikaten und Gütesiegeln im Bereich nachhaltiger Produkte und Unternehmen. Im Etiketten-Dschungel aus bio, öko, vegan, CSR, fair, tierlieb etc. behält kaum noch jemand Überblick. Auch hier gilt, dass die einzelnen, für sich schlüssigen Nachhaltigkeitskriterien schon mal in Widerspruch zueinander geraten können. Wer seine Textilien nach dem Global Organic Textile Standard – kurz GOTS – zertifizieren lässt, unterliegt zwar einer strengen und unabhängigen Prüfung. Trotzdem können in demselben Laden ausschließlich mit Unmengen an Chemikalien bearbeitete Lederwaren geführt werden. Schlicht und ergreifend, weil sich GOTS nicht auf Leder bezieht. Also: ganz schön komplizierte Materie!

 

Mit unserer Plattform TREEDAY.net versuchen wir, Licht ins Dunkel zu bringen

Gemeinsam mit der BOKU Wien haben wir uns durch die Bleiwüste der Zertifikate und Rechtstexte gekämpft und für über 70 Branchen – von Hotellerie, Gastronomie, Modelabels hin zu Rechtsanwaltskanzleien – den sogenannten TREEDAY-Index entwickelt.

 

TREEDAY-Index berücksichtigt wesentliche Nachhaltigkeitskriterien

Der Index stellt den ersten Versuch dar, das nachhaltige Engagement eines Betriebes in eine einzige, fundierte Maßzahl zu gießen. So bieten wir EPUs, KMus sowie größeren Unternehmen eine Bühne, um ihre Aktivitäten und Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit öffentlichkeitswirksam zu kommunizieren. Bei der Erstellung des Index berücksichtigen wir einerseits die wesentlichen Nachhaltigkeitskriterien der jeweiligen Branche, andererseits werden allgemeine Nachhaltigkeitsfaktoren (z.B. die Verwendung von Ökostrom, faire Entlohnung, Vermeidung von Produktabfällen, etc.) abgefragt. Bei der Entwicklung der branchenspezifischen Kriterien haben wir uns in einen längeren Dialog mit den Expert*innen für Nachhaltigen Konsum an der BOKU begeben, stehen aber auch mit Partner*innen aus der Unternehmenspraxis in ständigem Austausch. Ein Reality Check, sozusagen.

 

Machen wir´s konkreter: Ein Beispiel

Bäckerei-Betriebe beispielsweise beantworten Fragen nach dem Anteil biologisch zertifizierter Zutaten und Rohstoffe, den Verzicht künstlicher Triebmittel in ihren Teigen oder nach der handwerklichen Herstellung ihrer Backwaren. Betreiber*innen nachhaltiger Modelabels legen offen, wie viel ihrer Ware biologisch zertifiziert, unter fairen Bedingungen gehandelt und auf Schadstoffe geprüft ist, usw. Mit Hilfe dieses TREEDAY-Reports, der in der Regel um die 30-35 Fragen beinhaltet, können die Unternehmer*innen all ihre grünen Bemühungen transparent und nachvollziehbar gestalten.

 

Nachhaltige Unternehmen in der TREEDAY-Landkarte

Durch den Eintrag der nachhaltigen Unternehmen auf der grünen TREEDAY-Landkarte entsteht zudem eine Entscheidungshilfe für Konsument*innen, wo sie an ihrem aktuellen Standort „am nachhaltigsten“ konsumieren können. Apropos Gegend, derzeit hat TREEDAY seinen Schwerpunkt noch in der DACH-Region. Internationalisierung steht allerdings ganz oben auf unserer Prioritätenliste.

 

Konsumverhalten wird in Form virtueller Bäume visualisiert

Neben der unternehmensbezogenen Nachhaltigkeitskommunikation und der Grünen Landkarte bietet wir den User*innen die Möglichkeit, ihren individuellen Lifestyle zu tracken – das TREEDen. Wer z.B. einem TREEDAY-Restaurant-Tipp folgt und dort vegan essen geht, bekommt auf der Plattform sogleich visualisiert, wie viel CO2 im Vergleich zu einer fleischigen Mahlzeit eingespart wurde. Dasselbe gilt für eine Fahrt mit den Öffis gegenüber der gleichen Strecke im Auto, für Duschen anstatt Baden, Stiege steigen statt Lift benutzen. TREEDAY visualisiert diese Daten in Form virtueller Bäume, die die User*innen durch ihr nachhaltiges Konsumverhalten täglich pflanzen können. Als zusätzlichen Anreiz kann das CO2-Ersparte bei nachhaltigen Unternehmen in Gutscheine eingetauscht werden.

 

Zur Person: Dr. Michael Gizicki-Neundlinger hat Kultur- und Sozialanthropologie, Geschichte und Soziale Ökologie in Wien studiert. Nach der Promotion im Themenbereich Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssouveränität arbeitet er zurzeit in der Redaktion von TREEDAY.net. Website: www.treeday.net | Facebook: www.facebook.com/Treeday.net | App Store: https://play.google.com/store/apps/details?id=net.treeday.app1