Teilhabe? Auch räumlich ermöglichen!

Teil 3 der Serie „Wheelday: mal nachgedacht“.

Bildquelle: Pixabay

 

Hey, ich bin Josefine!

In dieser Serie widme ich mich Aspekten der Inklusion, Gleichstellung und Teilhabe. Am 5. Mai war der Europäische Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung – mittlerweile zum 30. Mal. Anlässlich der IUFE-Initiative „Wheelday. Entwicklung bewegt!“ mit dem Jugend-Wettbewerb 2022 (Details und Einreichung: hier) zur Förderung von Inklusion und Barrierefreiheit teile ich mit dir meine Gedanken in drei Teilen. Dieser Artikel ist Teil 3. Hier knüpfe ich an Teil 1 (hier) und Teil 2 (hier) an. Diesmal geht es um räumliche Distanzen, Stadtplanung und Sichtbarkeit.

 

Barrieren sind menschgemacht.

Wenn Einrichtungen wie beispielsweise Aufenthaltsräume oder Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in der Regel nur am Rande einer Stadt zu finden sind, führt das nicht dazu, dass anfängliche Berührungsängste abgebaut werden. Wenn öffentliche Plätze für manche Menschen durch Verbote und stadtplanerische Gestaltung unattraktiv gemacht werden, schafft das keine Begegnungen. Wenn psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz tabu sind, führt das nicht gerade dazu, dass wir die betroffenen Menschen als alltäglich und gleichwertig wahrnehmen.

 

Sichtbarkeit ist der Schlüssel zum Erfolg.

Ist der abgestürzte Überflieger aus Teil 2 (hier) ein normaler Gesprächspartner? Arbeitet die gelähmte Straßenmusikerin ganz selbstverständlich im Blumenladen nebenan? Sitzt der bunt gekleidete Herr aus der Straßenbahn gern gesehen auf seinem angestammten Platz im Park? Spielen wir schon als Kind mit dem Nachbarsjungen mit Trisomie 21? Nehmen wir psychische Erkrankung genauso als Erkrankung ist wie Mittelohrentzündung wahr? Dann sind diese Menschen sichtbar. Sie gehören zur Gesellschaft und zum Stadtbild. Begegnung, Austausch und ein gutes Miteinander können entstehen.

 

Möglichkeiten für einen lebenswerten Alltag.

Wenn Barrieren abgebaut werden, schränkt das niemanden ein. Oder?! Auch nicht diejenigen, die die Barrierefreiheit eigentlich gar nicht bräuchten. Denken wir beispielsweise an

  • barrierefreie Fahrstühle und Gehsteige
  • verkehrsberuhigte Straßen
  • einfach zugängliche Supermärkte und öffentliche Verkehrsmittel
  • bezahlbarer Wohnraum
  • Gesundheitsversorgung in der Nähe
  • Teilhabe an Kunst und Kultur
  • einfache Sprache bei Texten und auf Webseiten
  • Piktogramme im Regel-Wirrwarr des Alltags
  • Begrünte Erholungsräume und Begegnungszonen
  • verständliche Anzeigen im öffentlichen Raum und Medien
  • geschulte MitarbeiterIinnen in öffentlichen Ämtern
  • Ermutigung für politisches Engagement
  • kostenlose und günstige Sportangebote
  • faire und gleiche Bildungschancen
  • gemischte Teams am Arbeitsplatz (diversity) usw.

Von all dem profitieren auch Menschen ohne Beeinträchtigung Das Leben wird dadurch in der Regel für alle Menschen etwas einfacher und lebenswerter.

 

Platz in unserer Gesellschaft!

Es geht um Teilhabe und gesellschaftliche Gleichstellung. Ein gutes und erfülltes Leben für die einen. Bereicherung, Diversität und neue Sichtweisen für die anderen. Nicht nur die Einzelperson profitiert, sondern auch die Gesellschaft. Womit wir wieder beim Anfang wären. Behinderung, psychische Erkrankung, Sucht und Wohnungslosigkeit dürfen nicht unsichtbar gemacht werden. Sie sollten genauso einen sichtbaren Platz in unserer Gesellschaft haben.

 

Konnex zu den SDGs (Auswahl):

  • Das Motto der SDGs lautet "leave no one behind - lasse niemanden zurück"
  • SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ (Unterziel 3.8 Die allgemeine Gesundheitsversorgung für alle erreichen)
  • SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ (Unterziel 8.5 produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle Frauen und Männer, einschließlich junger Menschen und Menschen mit Behinderungen)
  • SDG 10 „Weniger Ungleichheiten“ (Unterziel 10.2 alle Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Behinderung, Rasse, Ethnizität, Herkunft, Religion oder wirtschaftlichem oder sonstigem Status zu Selbstbestimmung befähigen und ihre soziale, wirtschaftliche und politische Inklusion fördern)
  • SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ (Unterziel 11.2 Den Zugang zu sicheren, bezahlbaren, zugänglichen und nachhaltigen Verkehrssystemen für alle ermöglichen, Unterziel 11.3 Die Verstädterung inklusiver und nachhaltiger gestalten)
  • SDG 16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“ (Unterziel 16 b Nichtdiskriminierende Rechtsvorschriften und Politiken zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung fördern und durchsetzen)

 

Hinweis: Wheelday. Entwicklung bewegt!“

Mit der Initiative "wheelday. Entwicklung bewegt!" möchte das Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) auf die Situation und Anliegen von Menschen mit Behinderungen weltweit aufmerksam machen. Beim wheelday-Jugend-Wettbewerb 2022 werden Aktivitäten und Projekte, welche einen Beitrag zur Inklusion und Barrierefreiheit in Österreich und der Welt leisten. Teilnehmen können bis 12. September 2022 engagierte Einzelpersonen, Schulklassen, Vereine, Jugendgruppen und Organisationen. Die 17 SDGs (Ziele für nachhaltige Entwicklung) bilden den Rahmen. Details zum Wettbewerb: hier.

 

Zur Person: Josefine Tacha ist ausgebildete Sozialpädagogin. Aktuell arbeitet sie in einer Wohngemeinschaft für Erwachsene mit Behinderung und (ehrenamtlich) in einer Dauerherberge für alkoholkranke Obdachlose. Abgesehen von Menschen ist ihr die Natur wichtig. Daher geht sie gerne Wandern und Radfahren und studiert „Umweltbildung und Beratung“ auf der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Diese Serie entstand im Rahmen ihres Praktikums im IUFE im Frühjahr 2022.