SDGs in Städten und Gemeinden

Lebensqualität und Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene.

Ein Megatrend in der heutigen Zeit ist die Urbanisierung. In Österreich nimmt die Verstädterung zu. Aber auch ländliche Gemeinden haben essentielle Bedeutung und bieten lebenswerte Orte. Betrachten wir nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene, so haben wir mit den Sustainable Development Goals (SDGs) einen idealen Kompass als Orientierungshilfe in der Hand. In Österreich gibt es rund 2.100 Gemeinden (Anm.: Städte und Gemeinden). Vielerorts ist Handlungsbedarf im Sinne einer enkeltauglichen Zukunft zu erkennen. Die Verwendung beziehungsweise Heranziehung der SDGs auf kommunaler Ebene, um zur erfolgreichen Zielerreichung beizutragen, sind vielfältig. 

 

SDG 11 adressiert nachhaltige Städte und Gemeinden

In der Agenda 2030 können wir in SDG 11 ambitionierte Zielvorgaben bzw. Unterziele lesen. Diese schärfen den Blick auf urbane und rurale Themenfelder und Handlungsbereiche mit hoher Bedeutung. Und wir - egal ob wir etwa BewohnerIn, PolitikerIn, AmtsdirektorIn oder WissenschafterIn sind - bekommen konkrete Vorstellungen, was nachhaltige Städte und Gemeinden im 21. Jahrhundert erfüllen sollten:

  • SDG 11.1 Bis 2030 den Zugang zu angemessenem, sicherem und bezahlbarem Wohnraum und zur Grundversorgung für alle sicherstellen und Slums sanieren
  • SDG 11.2 Bis 2030 den Zugang zu sicheren, bezahlbaren, zugänglichen und nachhaltigen Verkehrssystemen für alle ermöglichen und die Sicherheit im Straßenverkehr verbessern, insbesondere durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, mit besonderem Augenmerk auf den Bedürfnissen von Menschen in prekären Situationen, Frauen, Kindern, Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen
  • SDG 11.3 Bis 2030 die Verstädterung inklusiver und nachhaltiger gestalten und die Kapazitäten für eine partizipatorische, integrierte und nachhaltige Siedlungsplanung und -steuerung in allen Ländern verstärken
  • SDG 11.4 Die Anstrengungen zum Schutz und zur Wahrung des Weltkultur und -naturerbes verstärken
  • SDG 11.5 Bis 2030 die Zahl der durch Katastrophen, einschließlich Wasserkatastrophen, bedingten Todesfälle und der davon betroffenen Menschen deutlich reduzieren und die dadurch verursachten unmittelbaren wirtschaftlichen Verluste im Verhältnis zum globalen Bruttoinlandsprodukt wesentlich verringern, mit Schwerpunkt auf dem Schutz der Armen und von Menschen in prekären Situationen
  • SDG 11.6 Bis 2030 die von den Städten ausgehende Umweltbelastung pro Kopf senken, unter anderem mit besonderer Aufmerksamkeit auf der Luftqualität und der kommunalen und sonstigen Abfallbehandlung
  • SDG 11.7 Bis 2030 den allgemeinen Zugang zu sicheren, inklusiven und zugänglichen Grünflächen und öffentlichen Räumen gewährleisten, insbesondere für Frauen und Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen
  • SDG 11.a Durch eine verstärkte nationale und regionale Entwicklungsplanung positive wirtschaftliche, soziale und ökologische Verbindungen zwischen städtischen, stadtnahen und ländlichen Gebieten unterstützen
  • SDG 11.b Bis 2020 die Zahl der Städte und Siedlungen, die integrierte Politiken und Pläne zur Förderung der Inklusion, der Ressourceneffizienz, der Abschwächung des Klimawandels, der Klimaanpassung und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Katastrophen beschließen und umsetzen, wesentlich erhöhen und gemäß dem Sendai-Rahmen für Katastrophenvorsorge 2015-2030 ein ganzheitliches Katastrophenrisikomanagement auf allen Ebenen entwickeln und umsetzen
  • SDG 11.c Die am wenigsten entwickelten Länder unter anderem durch finanzielle und technische Hilfe beim Bau nachhaltiger und widerstandsfähiger Gebäude unter Nutzung einheimischer Materialien unterstützen

Selbstverständlich gibt es darüber hinaus relevante Zusammenhänge und Wechselwirkungen mit anderen SDGs wie etwa SDG 1 "Keine Armut" oder SDG 7 "Bezahlbare und saubere Energie". 

 

SDG-Sammelband "Perspektiven 2030"

Seit September 2020 ist ein umfangreicher Sammelband zur Agenda 2030 mit ihren 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) aus Österreich erhältlich. Er bietet Grundlagenwissen zur Agenda 2030. Fachkundige AutorInnen erläutern in zahlreichen Buchbeiträgen die Merkmale, Chancen, Herausforderungen sowie Umsetzungsmöglichkeiten der 17 SDGs in unterschiedlichen Gesellschafts- und Themenbereichen. Sie zeigen Perspektiven und konkrete Handlungsoptionen auf. Dazu zählen Städte und Gemeinden, Wirtschaft und Unternehmertum, Arbeit, Wissenschaft, Bildung, Kunst, Digitalisierung, Ernährung, Abfallwirtschaft, Inklusion, Klima- und Umweltschutz sowie privates Engagement im Kontext der SDGs.

 

Buchbeitrag in "Perspektiven 2030: 17 Ziele für den Weg in eine lebenswerte Zukunft"

Nachhaltigkeit fängt in den Kommunen an

Städte und Gemeinden als Protagonisten in der Umsetzung der SDGs

Thomas Weninger (Österreichischer Städtebund), Walter Leiss (Österreichischer Gemeindebund)

Städte und Gemeinden spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Agenda 2030. Als politische Entscheidungsträger, Katalysatoren für den Wandel und Treiber von Entwicklung und Innovation sind es die Städte und Gemeinden, die Lebensqualität vor Ort gewährleisten. Die globalen Nachhaltigkeitsziele lokal umzusetzen bedeutet Herausforderung und Chance zugleich. Der Städtebund und der Gemeindebund als Interessensvertretungen unterstützen ihre Mitglieder dabei, die Herausforderungen anzunehmen und die SDGs vor allem auch als Kompass zu sehen, die eigene Stadt und die eigene Gemeinde resilient und fit für die Zukunft aufzustellen. Gleichzeitig müssen Bund und Länder für die notwendigen Ressourcen zur Zielerreichung auf lokaler Ebene sorgen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Agenda 2030 sehr ehrgeizig ist und die Umsetzung der SDGs nur gemeinsam und unter Bündelung aller Kräfte gelingen wird können.

 

Buchbeitrag in "Perspektiven 2030: 17 Ziele für den Weg in eine lebenswerte Zukunft"

Städte und Gemeinden zukunftsfähig gestalten

Die SDGs als Werkzeug für eine nachhaltige Stadt- und Gemeindeentwicklung

Dalilah Pichler, Thomas Prorok, Alexandra Schantl (KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung)

Städte und Gemeinden sind zentrale Akteure, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Integrierte Kommunalentwicklung ist querschnittsorientiert, zukunftsgerichtet und partizipativ. Das sind auch Grundprinzipien der Agenda 2030, womit sie für Städte und Gemeinden einen geeigneten Referenzrahmen für eine nachhaltige Stadtund Gemeindeentwicklung bietet. Die Herausforderung dabei ist, die SDGs kommunalspezifisch zu konkretisieren und mittels geeigneter Indikatoren zu beobachten und auf ihre Zielerreichung hin zu überprüfen. Messen mit Augenmaß steht hierbei im Vordergrund. Dieser Artikel zeigt auf, wie Städte und Gemeinden die SDGs auf lokaler Ebene anhand von vier zentralen Schritten verankern können und illustriert diese Module, die nicht chronologisch, sondern bedarfsorientiert angewendet werden können, mit einer Auswahl an kommunalen Beispielen.

 

Weiterführende Informationen

  • Buch "Perspektiven 2030: 17 Ziele für den Weg in eine lebenswerte Zukunft" von René Hartinger und Florian Leregger (Hrsg.) im Verlag Urban Future Edition (2020): hier
  • Buchdetails mit allen AutorInnen, Themen und Abstracts: hier
  • IUFE-Informationspapier "Agenda 2030 in Gemeinden: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen der SDG-Umsetzung auf kommunaler Ebene in Österreich" (2020): hier
  • Prorok, M. T. und Rücker, L., SDGs in Städten, Beispiele für die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler Ebene (2018): hier
  • Zahlreiche Links zu "Städte und SDGs" vom Öst. Städtebund (2020): hier