Ökotoxikologie und Umweltbewusstsein

Die ausgebildete Ökotoxikologin Pauline Unger über "ihr" Fachgebiet und Chemikalien in der Umwelt.

 

Was ist Ökotoxikologie?

Die Ökotoxikologie ist eine multidisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der schädlichen Auswirkung chemischer Substanzen auf die belebte Umwelt befasst. Durch das Wissen über die Wirkungen anthropogener Chemikalien sollen Gefahren frühzeitig erkannt und abgewehrt werden. Mit Hilfe von Tests, Modellierungen, Risikobewertungen oder dem Einführen von Grenzwerten wird das Umweltgefährdungspotential, die Wirkung und der Verbleib eines Schadstoffes in den Umweltkompartimenten erfasst und bewertet.

 

Entwicklung des Umweltbewusstseins

Mit der zunehmenden Industrialisierung stieg im letzten Jahrhundert die Verschmutzung der Umwelt mit Chemikalien. Die unerwarteten Effekte von Umweltchemikalien wurden ab den 1950er- Jahren erstmals durch Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) sichtbar. Gefolgt von der Verschmutzung der Gewässer durch Abwasser, Waschmittel und Schwermetallen kam es erst Anfang der 1970er-Jahre zu einem Bewusstseinswandel. Der damals erschienene Bestseller „Silent Spring“ von Rachel Carson trug zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung bei, da im Buch die negativen Auswirkungen von Spritzmitteleinsätzen (Pestizide und Herbizide) auf die Umwelt und Organismen thematisiert wurden. Das gewonnene Umweltbewusstsein, das sich seither entwickelt hat, spiegelt sich heutzutage in Gesetzen zum Schutz der Umwelt wider. Neben der Belastung der Umwelt mit anthropogenen Chemikalien gibt es eine Vielzahl an Umweltproblemen wie die Klimaerwärmung oder die Zerstörung von Lebensräumen, welche die Ökotoxikologie weiterhin vor Herausforderungen stellt.

 

Chemikalien in der Umwelt

Ausschlaggebend für die Verbreitung und Wirkung von Chemikalien in der Umwelt ist die Konzentration (Dosis) und die Exposition (Einwirkzeit). Schadstoffe werden als besonders kritisch betrachtet, deren chemische Verbindungen über lange Zeit in der Umwelt verweilen, die leicht von Organismen aufgenommen werden und eine hohe biologische Wirksamkeit mit entsprechender Toxizität aufweisen. Die in der Umwelt freigesetzten Chemikalien weisen meist krebserregende Eigenschaften auf, greifen ins Hormonsystem ein oder können erbgutschädigend wirken. Die negativen Veränderungen in einem Organismus durch die Aufnahme eines Stoffes sind von der Konzentration und der Exposition abhängig. Dieser Zusammenhang zwischen aufgenommener Konzentration und dem Ausmaß der toxischen Wirkung ist grundlegend und wird in Dosis-Wirkungskurven beschrieben. Wichtig dabei ist, auf die akute (nach einmaliger Verabreichung) oder die chronische (Exposition über längere Zeit) Toxizität zu achten, um so einen Endpunkt (Eintreten eines bestimmten Effektes oder der Letalität des Testorganismus) bestimmen zu können.

 

Situation heute

Die Verwendung von Chemikalien in der Produktion wächst weiterhin, wodurch das Auftreten bekannter, aber auch neuer Stoffe zunimmt. Schädliche Stoffe lassen sich bereits in allen Kompartimenten wie Luft, Wasser oder Boden nachweisen. Durch die Aufnahme dieser Stoffe über die Luft, Trinkwasser, Nahrung oder über Hautkontakt, gelangen Schadstoffe in den Körper und führen zu negativen Effekten auf Molekülebene, Zell- oder Organebene. Der Schutz der Umwelt und Erhalt eines guten gesundheitlichen Zustandes ist unerlässlich, weshalb Umweltbelastungen, die potenzielle negative Auswirkungen auf Ökosysteme haben, vermieden, identifiziert und reduziert werden sollen.

 

Beispiele für gefährliche Chemikalien

Dazu zählen Kohlendioxid, DDT, Persistente organische Schadstoffe (POP), Polychlorierte Biphenyle, Waschmittelinhaltsstoffe, Mikroverunreinigungen, Nanopartikel, Arzneimittelwirkstoffe, Organozinn- Verbindungen, Schwermetalle, freie Metallionen, Weichmacher, Flammschutzmittel, Pestizide, Biozide, perfluorierte Stoffe sowie hormonschädigende Substanzen.

 

Konnex zu den SDGs: SDG 3 “Gesundheit und Wohlergehen“, SDG12 “Verantwortungsvoller Konsum und Produktion“, SDG 13 “Klimaschutz“, SDG 14 “Leben unter Wasser“, SDG 15 “Leben an Land“.

 

Quellen und weiterführende Information:

 

Zu der Person: Pauline Unger ist ausgebildete Ökotoxikologin. Ihr zweiter Ausbildungsweg zur Umweltpädagogin entstand aus dem Wunsch heraus, Ökologie und Soziales zu vereinen, um Umweltthemen durch Bewusstseinsbildung an die Leute zu bringen und so zu einem nachhaltigen Lebensstil beizutragen.