Ökologisch & Sozial: Das Prinzip carla

Caritas-Fachbereichsleiterin Elisabeth Mimra über carla, die Sachspendendrehscheiben der Caritas

Was für den einen reiner Plunder oder Müll ist, ist für den nächsten ein wahrer Schatz!

 

Die carlas, die Sachspendendrehscheiben der Caritas, die es übrigens in ganz Österreich gibt, sammeln Brauchbares und verkaufen es wieder, um damit Hilfsprojekte zu finanzieren. In Wien gibt es derzeit 2 große Verkaufshallen mit jeweils 4000qm Ausstellungsfläche.

 

Ökologisch & Sozial: Das Prinzip carla

Das wirklich Schöne am Prinzip carla ist, dass sich Menschen aus allen sozialen Schichten mischen und bei uns treffen, um das Gleiche zu tun. Insofern geht es hier nicht nur um Reuse und Schonung der Umwelt, sondern sehr stark um den sozialen Aspekt, den man bei uns vorfindet.

 

Für Menschen in finanziellen Notsituationen bieten wir eine Gratiskleiderausgabe in Niederösterreich an, die jährlich Kleidung an ca. 7.000 Bedürftige verschenkt. Darüber hinaus gibt es die sogenannte carla card plus, die Menschen in finanziellen Notsituationen nach einer Einkommensprüfung einen stark rabattierten Einkauf (minus 90%) bei Textilien und Kindersachen ermöglicht. Über dieses Angebot wurde 2017 Kleidung im Wert von rund 700.000€ gratis an Menschen weitergegeben. Hilfslieferungen zu Partnerorganisationen speziell im Osten versorgen Menschen in Krisengebieten oder Armutsbetroffene mit Möbeln, Kleidung, Spielzeug und vielem mehr. Jährlich sind das ca. 100 Tonnen an intakten Waren, die hier weiter gegeben werden.

 

Handwerkliche Projekte in Kooperation mit dem AMS

Die beiden Standorte in Wien wurden vor 30 bzw. 27 Jahren etabliert und auch unser Projekt für langzeitarbeitslose Menschen (in Kooperation mit dem AMS), welches in den Hallen und im handwerklichen Bereich angesiedelt ist, besteht bereits ebenso lange. Eine Hochrechnung der Sachspendenmengen, die in dieser Zeit über uns an diesen beiden Standorten verkauft und verschenkt wurden, also nicht im Müll gelandet sind ergibt die unglaubliche Summe von ca. 80.000 Tonnen.

 

In dieser Zeit haben wir etwa 60-70.000 sogenannte Remuneranten, also stundenweise Beschäftigte in die Teams integriert, die wieder erste Schritte in Richtung Arbeitsmarkt und Zukunftsperspektive setzen konnten. Seit einigen Jahren gibt es auch für diese Personengruppe ein Beratungsangebot im Haus. 3.100 langzeitarbeitslose Menschen wurden seit 1990 befristet beschäftigt und ihnen mit Arbeit, sozialer Betreuung und Qualifizierung eine Perspektive für die Zukunft geboten.

 

Seit über 10 Jahren gibt es unser handwerkliches Projekt, welches sich speziell im Bereich Tischlerei stark auf Upcycling von Möbeln auch auf Kundenwunsch spezialisiert hat. Vor ca. 5 Jahren wurde eine Möbellinie entworfen, die wir "Daisy" nennen. Hier werden großteils intakte aber beschädigte Möbel mit neuen Farben und Materialien wie z.B. Tapeten wieder instand gesetzt. Ziel ist es hier, mit wenig Aufwand und kreativen Mitteln Möbel anschließend wieder zu einem guten Preis verkaufen zu können. Vor zwei Jahren kam unser neuester Projektbereich, die Polsterei hinzu, die ebenfalls entweder Kundenwünsche erfüllt oder Möbel aus den carlas wieder in Stand setzt. Die Bereiche Malerei, Instandhaltung, Reinigung und Grünraum komplettieren unsere Angebote. Ebenso werden hier immer wieder Produkte aus Materialien entwickelt, die sich so wie sie sind kaum verkaufen lassen oder eben Restmaterialien wie z.B. Nützlingshotels, die in Zusammenarbeit mit der Umweltberatung entstanden sind.

 

Auf der Suche nach Kreativität und Innovationen

Wir sind immer wieder auf der Suche nach kreativen und neuen Betätigungsfeldern, so ist im Moment das Thema Bauteilrecycling eines, welches uns beschäftigt und wir nach Möglichkeiten suchen, hier Geschäftsfelder zu entwickeln, die in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft funktionieren können. Hier entstehen neue Betätigungsfelder, die gerade für die Zielgruppe der langzeitarbeitslosen Menschen neue Perspektiven entstehen lassen. Der Abfallvermeidungseffekt ist als ein positiver Aspekt zu betrachten, weitere wären Reuse von Gegenständen, die noch brauchbar sind und deren Verkauf.

 

Zur Person: Elisabeth Mimra ist Fachbereichsleitung Stv. Arbeit und Chance der Caritas Wien. Die gebürtige Wienerin ist ausgebildete Diplomsozialberaterin, Einrichtungsberaterin, Coach und Ernährungstrainerin. Seit 20 Jahren arbeitet sie für die Caritas Wien und leitet seit 10 Jahren den Bereich carla. Webseite: www.carla.at