Mit den Globalen Zielen die Zukunft für Kinder gestalten

Corinna Geißler von UNICEF Österreich über die SDGs, Kinderrechte und Bildung in Österreich und der Welt.

Wohlstand und ein hohes Durchschnittseinkommen sind keine Garantie dafür, dass Fortschritt allen gleichmäßig zugutekommt. Das trifft auch für Kinder in Österreich zu.

 

SDGs & Kinder

Seit 2015 geben die Globalen Ziele (Sustainable Development Goals – SDGs) den Rahmen vor, in dem die weltweite Entwicklung stattfinden soll. Sie zu erreichen, ist Aufgabe aller Staaten. Dieser Auftrag muss zukunftsorientiert umgesetzt werden. Wo anfangen, wenn nicht bei den Kindern?

 

Kinderarmut und Ungleichheiten bei Bildung in Österreich

Nicht alle Kinder profitieren gleichermaßen vom Wohlstand in Österreich. In der kürzlich veröffentlichten Report Card 14 vom UNICEF-Forschungsinstitut Innocenti wurde das Abschneiden reicher Länder in Bezug auf die 17 Globalen Ziele analysiert. Dies ist der erste Bericht, der die Lage von Kindern in 41 reichen Ländern in Bezug auf die SDGs untersucht.

Auch wenn Österreich im Vergleich der Industrieländer mit Platz 15 im guten Mittelfeld liegt, wird auch hierzulande Handlungsbedarf sichtbar. 18,2 Prozent der Kinder in Österreich leben in relativer Einkommensarmut. Dieser Wert liegt zwar unter dem Durchschnitt, ist aber höher als in Australien, Deutschland oder Slowenien (SDG 1: Armut beenden).

In Bezug auf qualitative Bildung liegt Österreich bei den 41 untersuchten EU/OECD Ländern im Mittelfeld. Rund 70 Prozent der 15-Jährigen erreichen grundlegende Kompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften (SDG 4: Hochwertige Bildung sicherstellen).

 

UN Kinderrechtskonvention

Die Rechte auf Zugang zu Bildung und Qualität von Bildung sind auch fester Bestandteil der UN Kinderrechtskonvention (Artikel 28 und 29). Bereits vor Beschluss der SDGs war Österreich also vertraglich verpflichtet auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Doch gerade der Bildungsbereich macht Ungleichheiten in Österreich deutlich (SDG 10: Ungleichheit verringern). Der Innocenti-Bericht zeigt nämlich auch, dass sich eine sozioökonomische Besserstellung überdurchschnittlich stark auf Bildungsergebnisse auswirkt. So erhöht die Verbesserung von sozioökonomischen Faktoren von Familien das Abschneiden von 15-Jährigen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften um 44,4 Punkte in der PISA-Studie (Durchschnitt: 38,1 Punkte).

 

Ziele für alle Kinder weltweit erreichen

Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass Österreich seine internationale Verantwortung ernst nehmen und im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit Staaten bei nötigen Weichenstellungen für die Zukunft unterstützen muss.

Diverse UNICEF-Berichte machen deutlich, dass die SDGs nicht bis 2030 erreicht werden, wenn sich derzeitige Trends nicht ändern. Weltweit haben drei von zehn Menschen – oder 2,1 Milliarden – zu Hause keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Sechs von zehn Menschen – oder 4,4 Milliarden – mangelt es an angemessenen sanitären Einrichtungen (SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitärversorgung). UNICEF schätzt, dass bis zum Jahr 2030 fast 70 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag sterben, wenn nicht mehr gegen die hohe Kindersterblichkeit getan wird (SDG 3, Unterziel 2: Kindersterblichkeit senken).

Fast die Hälfte der Bewohner auf dem afrikanischen Kontinent sind heute Kinder und Jugendliche. Um die Bildungs- und Gesundheitssysteme „zukunftsfest“ zu machen, müssen daher in den nächsten Jahren in Afrika 4,2 Millionen Gesundheitshelferinnen und -helfer und 5,8 Millionen Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden. Mädchen müssen vor Gewalt, Ausbeutung und frühen Ehen geschützt werden. Für sie ist Bildung einer der besten Wege, um Armut zu verringern (SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen, SDG 4: Hochwertige Bildung, SDG 5: Geschlechtergleichheit).

 

Kinderrechte und Globale Ziele als nationaler und globaler Maßstab

Die Umsetzung der SDGs und die Einhaltung der Kinderrechte gehen miteinander Hand in Hand. Die Entwicklung einer Zukunftsvision zur Umsetzung der SDGs in Österreich, aus der konkrete Maßnahmen und messbare Indikatoren resultieren, muss daher immer Kinder und deren Wohlergehen miteinbeziehen.

Die Kinderrechte auf bestmögliche Gesundheit (UN-KRK Art. 24) und Bildung (UN-KRK Art. 28 & 29) müssen auch fester Bestandteil des internationalen Engagements Österreichs sein, um die Globalen Ziele nachhaltig zu erreichen. In das Überleben und die Gesundheit von Kindern zu investieren, trägt auch zum Erreichen von anderen Entwicklungszielen bei, zum Beispiel zur Beseitigung von extremer Armut. Gebildete Kinder sind selbstbewusster, werden weniger leicht ausgebeutet und können sich besser vor Krankheiten schützen.<s></s>

 

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Zur Person: Corinna Geißler arbeitet bei UNICEF Österreich im Bereich Kommunikation und Advocacy | Kontakt: www.unicef.at