Klima: Konferenz 2021 und Klimaneutralität näher beleuchtet

Paula Leister studiert "Umweltbildung und Beratung" in Wien und beschäftigt sich mit der Klimakonferenz 2021 in Glasgow und mit dem Begriff der Klimaneutralität.

(c)Paula Leister

 

Hey liebe Leserin und lieber Leser!

Ich bin Paula und in diesem Blogartikel möchte ich mich damit auseinandersetzen, welche politischen Ziele in der näheren Zukunft bezüglich des Klimawandels geplant sind und warum aus meiner Sicht ein sofortiges Handeln notwendig ist. Dafür möchte ich für dich die Klimaziele der internationalen Klimakonferenz 2021 in Glasgow (COP26) zusammenfassen, Klimaneutralität erläutern und auf die Bedeutsamkeit des akuten Handels aufmerksam machen.

 

Klimakonferenz 2021 in Glasgow im kompakten Überblick 

Die COP26 fand im November 2021 in Glasgow statt. Rund 200 Staaten stimmten für das Ende der klimaschädlichen Kohleverbrennung. Statt eines relativ zügigen Ausstiegs sei jedoch eher ein schrittweiser Abbau geplant. Beispielsweise kündigte Deutschland an, bis spätestens 2038 aus der Energiegewinnung durch Kohleverbrennung komplett aussteigen zu wollen. Um die katastrophalen Folgen der Klimakrise wie Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen mit ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Effekten annähernd bewältigen zu können, sollen Länder des globalen Südens (sogenannte Entwicklungsländer) Finanzhilfen im Rahmen der internationalen Klimafinanzierung erhalten. Demnach setzen sich die sogenannten Industriestaaten bis 2025 das Ziel, mit jährlich 100 Mrd. US-Dollar für Maßnahmen der Klimawandelanpassung und des Klimaschutzes zu unterstützen. Zudem wurde ein Enddatum für den Verkauf von Benzin- und Dieselautos festgelegt. Sämtliche neuverkaufte PKWs sollen bis 2040 frei von Emissionen sein. Das Treibhausgas Methan ist für die Hälfte der Erderwärmung verantwortlich. Bis 2030 sollen die Methan-Emissionen um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 gesenkt werden. Bis Ende des Jahrzehnts soll die überbordende Zerstörung/Abholzung der Wälder Brasiliens und mehr als 100 weiteren Staaten gestoppt werden. Die Klimaziele sollen nach einheitlichen Standards mithilfe eines Regelbuches (rulebook) überprüft werden und CO2-Minderungen im Ausland sollen nicht doppelt angerechnet werden. 2022 sollen die Staaten die ihre nationalen Klimaschutzpläne bis 2030 nachbessern. Denn wenn das so wichtige 1,5 Grad-Ziel erreicht werden soll, muss der Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase weltweit um 45 Prozent sinken. Wir dürfen gespannt sein, wie effektiv und glaubwürdig die Vereinbarungen für ein besseres Klima auch tatsächlich umgesetzt werden. Die COP27 soll im November 2022 in Ägypten stattfinden. 

 

Klimaneutralität: Was steckt dahinter?!

Immer häufiger sehen wir die Bezeichnung „klimaneutral“ auf Lebensmitteln oder Kosmetika. Doch was genau bedeutet Klimaneutralität? Meines Wissens nach besteht das Konzept der Klimaneutralität darin, klimaschädliche Aktivitäten einerseits zu quantifizieren und andererseits zu „neutralisieren“. Dies kann beispielsweise durch die Vermeidung und Reduzierung von Treibhausgasen stattfinden oder durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten, die so die nicht reduzierbaren Emissionen kompensieren. Klima- und Umweltschutzbewegungen (und andere Akteur/innen) sind sich einig, unser gegenwärtiges Handeln ist ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte. So schreibt beispielsweise „Extincion Rebellion“ auf ihrer Webseite: „Unser aller Leben ist akut bedroht. Wir haben nur noch wenige Jahre, um einen sich selbstbeschleunigenden Prozess aufzuhalten, an dessen Ende die Vernichtung des Lebens auf der Erde steht, den Mensch als Spezies eingeschlossen.“

 

Ökologische Kipppunkte kurz vorgestellt  

Doch was genau ist mit den Worten auf der Webseite von „Extincion Rebellion“ gemeint? Und was können wir akut tun? Ich denke: Mit diesem sich selbst beschleunigenden Prozess sind bestimmte Kipppunkte gemeint. Werden diese überstritten, ist die Erderwärmung nicht mehr zu stoppen und beschleunig sich unkontrolliert. Drei dieser Kippunkte möchte ich im Folgenden vorstellen.

  • Schmelzendes Eis: In der Arktis brechen immer mehr Eisschilde bzw Gletschereis ab. Denn im Sommer schmelzen große Mengen Eis. Doch im Winter kann sich aufgrund der Temperaturen nicht genügend Eis nachbilden. Eis wird im Jahresverlauf weniger. Dies hat zur Folge, dass immer weniger Eisfläche das Sonnenlicht reflektiert und das Meer die Wärme aufnimmt. Dies bewirkt wiederum, dass das restliche Eis mit zunehmender Geschwindigkeit schmilzt. Eine unaufhaltbare Kettenreaktion.
  • Permafrost: Die Permafrostböden - also die dauerhaft gefrorerenen Böden - in Sibirien und Nordamerika tauen aufgrund der ansteigenden Temperaturen. Dies hat zur Folge, dass Methan und Kohlenstoffdioxid, welche im Boden bis dato gebunden sind, freigegeben werden. Diese Freigabe verstärkt den Treibhauseffekt, wodurch sich die Erde erwärmt und die Böden noch schneller auftauen. Auch dieser Prozess ist ab einem gewissen Punkt irreversibel. 
  • Amazonas Regenwald:  Der Regenwald entlang des Amazonas ist der größte Regenwald der Erde mit einer enormen Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Das sich verändernde Klima und die gewaltigen Rodungsvorgänge haben dazu geführt, dass rund 20 bis 50 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes heute nicht mehr existieren. Der Regenwald speichert im Moment 80 bis 120 Mio. Tonnen CO2. Doch es besteht die reale Gefahr, dass aus diesem Kohlenstoffdioxid-Speicher demnächst eine Kohlenstoffdioxid-Quelle wird. Soll bedeuten: Anstatt dass der Regenwald CO2 speichert, kann er aufgrund der fehlenden Bäume und Pflanzen kein CO2 in Sauerstoff umwandeln. Und er setzt CO2 frei - innerhalb kürzester Zeit.

All diese Kippelemente bzw. -punkte lösen unterschiedliche Kettenreaktionen aus, die die Erderwärmung beschleunigen. Sie beeinflussen und potenzieren sich gegenseitig - in negativer Art und Weise für uns Menschen. Berechnungen ergeben, dass der Amazonas Regenwald, voraussichtlich im Jahr 2035 den Kipppunkt erreichen wird. Wenn es keine Verbesserungen zum Status Quo geben wird, ist der so wertvolle Kohlenstoff-Speicher in rund 15 Jahren wohl unwiederbringlich verschwunden. Der Kipppunkt des schmelzenden Eises kann laut Berechnungen durch eine Erwärmung ab 1,5 Grad überschritten werden.

 

Erwärmung auf maximal 1,5 Grad eindämmen!

Die Fakten liegen auf dem Tisch. Für mich ist klar: Unser Ziel als Menschheit und Weltgemeinschaft muss es sein, die globale Erderwärmung so schnell wie möglich zu reduzieren - möglichst auf maximal 1,5 Grad. So können wir Teile unseres globalen Ökosystems noch retten.

 

Quellen und weiterführende Informationen: 

  • BOKU Kompetenzstelle für Klimaneutralität: Was ist Klimaneutralität?: hier

  • Deutsche Bundesregierung: 26. UN-Klimakonferenz - Beschlüsse für mehr Tempo beim Klimaschutz hier

  • Deutsche Bundesregierung: Klimaschutzgesetz 2021 - Generationenvertrag für das Klima: hier

  • Radio Deutschlandfunk: UN-Klimakonferenz in GlasgowAufforderung zum Kohleausstieg: hier

  • Utopia: Klimaschutz: 15 Tipps gegen den Klimawandel, die jede:r kann: hier

  • Zukunftsforum Europa/FuturEU: Klimakonferenz in Glasgow - umstrittene Ergebnisse: hier

  • MyClimate: Sinnvolle Maßnahmen und Lösungen gegen den Klimawandel: hier

  • Naturbund Deutschland: Klimaschutz beginnt im Haushalt - Die 77 besten Klimaschutz-Tipps: hier 
 
Zur Person: Paula Leister studiert an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogig Wien "Umweltbildung und Beratung".  Vor ihrem Studium war sie ein Jahr (gefördert durch den Europäisches Solidaritätskorps) in einem französischen Dorf in den Alpen und hat dort in einem umweltpädagogischen Projekt mit Heimkindern und Schulklassen gearbeitet. Ihre Leidenschaft sind mehrwöchige Fahrradtouren, um Land und Leute kennen zu lernen. Dieser Gastbeitrag entstand im Rahmen ihres Praktikums im Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE).