Corona & Klima: Zusammenhängen auf der Spur

Paula Leister studiert "Umweltbildung und Beratung" in Wien. Sie macht sich über Klima und Coronavirus Gedanken.

(c)Paula Leister

 

Hey, lieber Leserin und Leser!

Ich bin Paula und diesem Artikel liegt die Frage zugrunde, ob wir uns im Zeitalter der Pandemien befinden würden. Gefühltermaßen höre ich von allen Seiten so was wie: „Es wird in Zukunft immer häufiger Pandemien geben“. „Corona ist nur der Anfang“. „Der Klimawandel begünstigt die Verbreitung von Pandemien.“ „Der Klimawandel hat die Corona-Pandemie erst ausgelöst“. Mh, da muss ich mal drüber nachdenken. 

 

Wie stehen Infektionskrankheiten und Klimawandel im Zusammenhang?

Doch wie genau stehen die immer häufigeren Verbreitungen von Infektionskrankheiten und der Klimawandel eigentlich im Zusammenhang? Der Ursache möchte ich ein bisschen auf den Grund gehen. Fachleute und engagierte Klimaschützer/innnen warnten bereits vor über 15 Jahren, dass Zoonosen - also von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten - durch den Klimawandel bzw. den steigenden Temperaturen und schrumpfenden Lebensräumen begünstigt werden würden. Anfangs in der breiten Masse der Bevölkerung unbekannt, finden diese Zusammenhänge spätestens seit Ausbrauch der weltweiten Coronavirus-Pandemie mehr und mehr offene Ohren. Das Bewusstsein dafür ist merkbar gestiegen. 

 

Fachwelt beschäftigt sich mit der Übertragung von Tier auf Mensch 

Im Artikel "Der Ursprung des Coronavirus – vier mögliche Szenarien" im National Geographic habe ich erst kürzlich gelesen, wie vier mögliche Ursprünge von SARS-CoV-2 analysiert werden und mit einer (Un-)Wahrscheinlichkeit beurteilt werden. Eine gängige Theorie ist jene, die eine direkte Übertragung des Virus vom Tier auf den Menschen annehmen. Eine weitere Theorie lautet, dass die Übertragung vom Tier zum Menschen über einen Zwischenwirt stattfand. Immer wieder höre und lese ich von den Fledermäusen als Überträger. Aber wie stehen die Fledermäuse im Zusammenhang mit dem Klimawandel?

 

Die Fachzeitschrift "Science of The Total Environment" veröffentlichte im Mai 2021 die Studie "Shifts in global bat diversity suggest a possible role of climate change in the emergence of SARS-CoV-1 and SARS-CoV-2". Der Artikel enthält unter anderem auch eine Grafik, die den Anstieg des lokalen Fledermausartenreichtums seit dem frühen 20. Jahrhundert zeigt, der durch den Klimawandel angetriebenen wurde. Ein besonders hoher Fledermausartenreichtum besteht demnach in Südchina, Zentralafrika und in Gebieten von Mittel- und Südamerika. Es wird beschrieben, dass Fledermäuse höchstwahrscheinlich den Ursprung mehrerer Coronaviren in den vergangenen Jahren dargestellt haben. Demnach wird auch der Ursprung der jetzigen Coronavirus-Pandemie bei Fledermäusen angenommen. Eine Schlussfolgerung lautet: klimatische Veränderungen bestimmen die geografische Verteilung der Fledermausarten. Diese beeinflusst wiederrum den Fledermausartenreichtum, welcher stark mit der Anzahl der in einem Gebiet vorkommen Coronaviren zusammenhängt.

 

Wie genau beeinflusst das Klima die Artenverteilung?

Der Hauptautor der Studie "Shifts in global bat diversity suggest a possible role of climate change in the emergence of SARS-CoV-1 and SARS-CoV-2" erklärt, dass die meisten Fledermausarten auf bestimmte Klima- und Umweltbedingungen im jeweiligen Lebensraum in den verschiedenen Weltregionen angewiesen sind. Doch verändere der Klimawandel diese notwendigen Lebensbedingungen teils enorm. Damit verschieben sich die Verbreitungsgebiete der unterschiedlichen Fledermausarten - nämlich so, dass gewisse Arten aus einigen Gebieten verschwinden, während sie sich in anderen Gebieten ausbreiten. Zum einen führt die Verschiebung der Lebensräume dazu, dass die von den Arten übertragenen Viren dem Menschen geographisch näherkommen. Zum anderen springen die vorhandenen Viren auf andere/neue Arten, die bereits längere Zeit in den neuen Lebensräumen leben, über. Es gibt also mehr potentielle Überträger-Tiere. Wir können uns merken: Höhere Temperaturen begünstigen die Virenentwicklung und -ausbreitung. 

 

Mein persönliches Fazit

Meine Schlussfolgerung aus den beiden Studien lautet wie folgt: Der menschgemachte Klimawandel ist voll im Gange. Eine der vielen negativen Auswirkungen ist wohl die Entfachung eines Epidemien-Kreislaufs. Damit spiele ich auf die steigenden Temperaturen an. Denn je wärmer es wird, desto eher gelangen Infektionserreger von Tieren aus tropischen Regionen in unsere heimische Lebensräume. Zoonosen - also von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten -  haben Relevanz für uns Menschen und unsere Gesundheit und unseren gewohnten Lebensstil. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die nächsten Jahre und Jahrzehnte dahingehend entwickeln. 

 

Quellen und weiterführende Informationen: 

  • Beyer, M. Robert. et al. (2021): Shifts in global bat diversity suggest a possible role of climate change in the emergence of SARS-CoV-1 and SARS-CoV-2: hier

  • Bundeszentrale für politische Bildung (2020): Corona-Krise: Wie hängen Pandemie, Umweltzerstörung und Klimawandel zusammen?: hier 

  • CORDIS - Forschungsergebnisse der EU (2021): Klimawandel trägt Mitschuld an COVID-19-Pandemie: hier

  • Energiezukunft (2021): Erderwärmung begünstigt weitere Pandemien: hier

  • Greencity (2021): Die Corona-Krise: Wie zerstörte Ökosysteme, Klimawandel und Pandemien zusammenhängen: hier

  • MDR Wissen (2021): Wie der Klimawandel zur Corona-Pandemie führte: hier

  • National Geographic (2021): Der Ursprung des Coronavirus – vier mögliche Szenarien: hier

  • Robert Koch Institut (2009): Die Auswirkungen des Klimawandels. Welche neuen Infektionskrankheiten und gesundheitlichen Probleme sind zu erwarten? (Bundesgesundheitsblatt 7/2009): hier

  • Video "Alles zu spät? – Kipppunkte im Klimasystem | klima:check" (2021): hier

 

Zur Person: Paula Leister studiert an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogig Wien "Umweltbildung und Beratung". Vor ihrem Studium war sie ein Jahr (gefördert durch den Europäisches Solidaritätskorps) in einem französischen Dorf in den Alpen und hat dort in einem umweltpädagogischen Projekt mit Heimkindern und Schulklassen gearbeitet. Ihre Leidenschaft sind mehrwöchige Fahrradtouren, um Land und Leute kennen zu lernen. Dieser Gastbeitrag entstand im Rahmen ihres Praktikums im Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE).