An die große Glocke gehängt

Projektvorstellung: Glockenzeichen - Visualisierung von Glockengeläut für Gehörlose.

 

Innovativer und kreativer Beitrag zur Inklusion

Was stellst du dir als erstes vor, wenn du „Inklusion“ hörst? Vielleicht eine Rampe für barrierefreien Zugang? Eine bunt durchgemischte Schulklasse? Eine Gebärdendolmetscherin bei Veranstaltungen? Vermutlich denkst du aber nicht zuallererst an die läutenden Kirchenglocken in einer österreichischen Großstadt. Doch genau diese Geräuschkulisse - also das Läuten von Kirchenglocken - für gehörlose Menschen visuell darzustellen, machte sich das Team rund um die Kirchen Kultur Graz und der Toningenieur Felix Holzmüller zur Aufgabe – im Projekt „Glockenzeichen“.

 

„Glockenzeichen“ - Visualisierung von Glockengeläut für Gehörlose

Mit Kreativität und Innovation, aber auch Leidenschaft und technischer Raffinesse, gewann das Projekt „Glockenzeichen“ den Wheelday-Preis 2022 in der Kategorie „National“. Die Jury um Franz-Joseph Huainigg wurde überzeugt. Ganz aktuell arbeitet das Projektteam an einem Prototyp für die Stadtpfarrkirche Graz. Bald könntest du die Kirchenglocken dort also nicht mehr nur hören, sondern auch sehen.

  • Projektvorstellung auf der Wheelday-Webseite: hier

 

Interdisziplinären Projektteam für die Entwicklung

Der Toningenieur Felix Holzmüller betonte bei der Wheelday-Preisverleihung am 4. November 2022 in Wien, dass das Glockengeläut viele Bedeutungen habe. Es sei Zeitmessung, der Ruf zum Gottesdienst, ein Friedenszeichen, ein gemeinschaftlicher Tages- und Festtagsrhythmus. Die Idee, das Glockenläuten zu visualisieren, entstand bereits vor rund zwei Jahren. Innerhalb eines Kunstprojekts der Akademie Graz und dem Kunsthaus Graz tauschten sich blinde und gehörlose Menschen über die individuelle Wahrnehmung der Stadt aus. Sarah Zach (Leiterin des Steirischen Landesverbands der Gehörlosenvereine im Österreichischen Gehörlosenbund) brachte damals den Wunsch ein. Die Idee nahm Gertraud Schaller-Pressler (Kirchen Kultur Graz) auf. In weiterer Folge stellte sie ein interdisziplinäres Projektteam zusammen und beauftragte die Kunstuniversität Graz mit der Programmierung einer entsprechenden Technik. Felix Holzmüller programmierte das Echtzeittool. Insgesamt waren 20 Personen beratend bei dem Projekt beteiligt.

 

Von der Symbolik zum pulsierenden Bild

„Die grafische Umsetzung setzt auf eine Verbindung musikalischer und christlicher Symbolik. Die einzelnen Glocken sind hier in Form konzentrischer Kreise dargestellt, die jeweils in zwölf Abschnitte unterteilt sind. Dies kann einerseits mit den zwölf Halbtönen der westlichen Musik interpretiert, andererseits aber auch mit christlichen Themen wie den zwölf Aposteln oder den Stämmen Israels in Verbindung gebracht werden. Die Leuchtkraft der grafischen Elemente wird mit den aktuellen Werten der Aktivierungen sowie der Abklingzeit des Glockenklanges gesteuert. Durch das zeitlich versetzte Einsetzen der Glocken mit jeweils unterschiedlichen Rhythmen ergibt sich ein pulsierendes Bild, das eine Andeutung auf den wahrgenommenen Klang vermittelt. Im Zuge des Projektes wurde ein Analyseprogramm entworfen, mit dem in Echtzeit die Aktivierungen für jede einzelne Glocke berechnet und vom Visualisierungstool weiterverarbeitet werden“, erläuterte Felix Holzmüller.

 

Hinweis: Wheelday. Entwicklung bewegt!“

Über den Wheelday-Jugend-Wettbewerb und die eingereichten Projekte berichteten wir bereits hier. Mit der Initiative "Wheelday. Entwicklung bewegt!" möchte das Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) auf die Situation und Anliegen von Menschen mit Behinderungen weltweit aufmerksam machen. Den Rahmen bilden die Sustainable Development Goals (SDGs). "Leave no one behind - lasse niemanden zurück" lautet dabei das Motto. Details: www.wheelday.at